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Geschichte von Reute

Ortschaft Reute-Gaisbeuren

Geschichte von Reute

Moordorf Reute im Schorrenried
Bereits im vierten vorchristlichen Jahrtausend gab es im Schorrenried, rund 500 Meter nördlich der heutigen Ortsmitte von Reute, eine steinzeitliche Siedlung. Diese wurde ab 3738 v.Chr. angelegt. Etwa 30 Gebäude haben 150 bis maximal 200 Menschen Wohnraum geboten. Schon nach etwa 20 Jahren wurde die Siedlung aufgegeben.
 
Mitte Mai 1934 stößt man bei der Vertiefung von Gräben im Rahmen des Baus der Kläranlage des Klosters auf Pfähle, Estrichlehm und Funde. Lehrer Karl Haller erkennt prähistorische Siedlungsreste und benachrichtigt die Altertümersammlung in Stuttgart.
 
Im gleichen Jahr erfolgt eine Ausgrabung auf 65 qm Fläche unter Leitung von Präparator Peter. Publizierung der zweieinhalbwöchigen Untersuchung durch Oskar Paret. In der Folgezeit dokumentiert Haller noch weitere Fundstellen. Weitere Funde in den 50er Jahren durch Lehrer Paul  Schurer.

  • 1980 bis 1985 Ausgrabungen durch das Landesdenkmalamt unter der Leitung von Martin Mainberger. Dabei werden 20 Häuser teils ebenerdige Moorbauten, teils Pfahlbauten entdeckt. Von herausragender Bedeutung der „Kupferdolch“, eine hölzerne „Schleife“ und der Nachweis von Hauspferden.
     
  • 1994 Magisterarbeit von Martin Mainberger „Die archäologischen Befunde der jungneolithischen Siedlung Reute-Schorrenried“ Uni Freiburg.
     
  • 1998 erweitert Mainberger die Magisterarbeit zur Dissertation, die im Buch „Steinzeit in Oberschwaben – Das Moordorf von Reute“ mit weiteren Beiträgen veröffentlicht wird.
     
  • 27.9. - 13.12.1998 „Steinzeit in Oberschwaben – Das Moordorf von Reute“  Ausstellung in Reute, Bad Waldsee. Feierliche Eröffnung am 27.09.1998 im Foyer der Durlesbachschule in Reute. Für die Kinder gestaltet Werner Stadelmaier eine Steinzeit-Rallye.
     
  • 14.3. - 4.7.1999 Ausstellung im Federseemuseum Bad Buchau.
     
  • 22.4.1999 Treffen Freundeskreis Steinzeit Reute.
     
  • 30.7. - 1.10.2000  Ausstellung in Katharinaberg, Schnalztal - Südtirol mit dem Titel „Otzis Ahnen aus dem Norden - das Moordorf von Reute“.
     
  • 2.3. – 22.4.2001 Ausstellung in Unteruhldingen „Das Moordorf von Reute  und die Pfahlbauten“.
     
  • Juni 2009 Der Stadtrat Bad Waldsee beschließt Antrag zur Aufnahme in die Liste UNESCO-Weltkulturerbe. Negativer Bescheid Landesdenkmalamt April 2011.
     
  • 3.12.2009 Vortrag Dr. Martin Mainberger im Pfarrgemeindehaus Reute über neue Erkenntnisse.

     

Keiner weiß mehr über das „Moordorf von Reute“
Unter dieser Überschrift erschien am 5. Dezember 2009 im Lokalteil Bad Waldsee der Schwäbischen Zeitung dieser Artikel:

Lothar Grobe, Reutes Ortsvorsteher, zeigte sich über den hohen Zuspruch der informativen sichtlich erfreut. Unter den Gästen befanden sich Bürgermeister Roland Weinschenk, Pfarrer Karl Eiberle, eine große Abordnung von Schwestern des Klosters Reute, Ortsvorsteher, Gemeinde-und Ortschaftsräte sowie Lehrkräfte verschiedener Schulen. Lothar Grobe, führte die unerwartete Resonanz auf die Person des Referenten Dr. Martin Mainberger zurück.
 
Vor 25 Jahren hatte dieser nämlich die Ausgrabungen im Schorrenried geleitet. Heute zählt Dr. Mainberger zu den bekanntesten, erfahrensten, versiertesten Archäologen im Land. Spezialisiert ist er auf Unterwasserarchäologie. „Reute ist ein Teil seines Lebens“, merkte Ortsvorsteher Grobe an. In der Tat erlebten alle Zuhörer einen Wissenschaftler, der voller Enthusiasmus über seine Arbeiten lebendig, anschaulich und verständlich zu informieren versteht.
 
Über neue Erkenntnisse zum Moordorf Reute konnte er dank inzwischen weltweiter Vernetzung durch das Internet die Bestätigung seiner damaligen Arbeitshypothesen zu den aufsehenerregenden Funden im Schorrenried nachweisen.Grundlegend Neues gibt es nicht.

„Die damaligen Entdeckungen in Reute hatten in archäologischen Kreisen wie eine Bombe eingeschlagen“, betonte Dr. Mainberger und erklärte auch, warum dies so ist. Die Jochstangenschleife von Reute, der hohe Anteil an Pferdeknochen, der bronzene Dolch zählen zu den wegweisenden Entdeckungen für die archäologische Forschung.
 
Für den Raum Oberschwaben hat der Fundort Reute neue Erkenntnisse gebracht. Schade ist aus seiner Sicht, dass die Suche nach dem Transportmittel „Einbaum“ im Schlamm des Stadtsees bislang ergebnislos blieb. Dies hätte die Thesen von den Wanderbewegungen dieser Ureinwohner gestützt. Bis 1985 galt Reute als östlichster Fundort einer Pfahlbausiedlung, dann entdeckte man am Starnberger See identische Funde, die ebenfalls auf die Zeit um 3700 v. Chr. Hinweise geben unter anderem mit einem Dolch vom Typ Mondsee. Eine formgetreue Nachbildung des Reutener Dolchs (Stadtarchiv Bad Waldsee) - ebenfalls vom Typ Mondsee - wurde gezeigt. Die prähistorische Forschung verzeichnet heute eine rasante Weiterentwicklung. „Wir wissen mehr als vor 10 Jahren“, so der Referent.
 
Heutige Erkenntnisse, gespeist durch die synchron gehenden klimatischen und wirtschaftlichen Untersuchungen, bestätigen, dass die Ureinwohner von Reute klimabedingt diese Zone verlassen haben müssen. „Sie wären sonst regelrecht abgesoffen“.
 
Eines wurde deutlich beim Vortrag von Dr. Martin Maienberger, der übrigens zahlreiche Publikationen und Bücher veröffentlicht hat, ihm liegt das Moordorf von Reute besonders am Herzen. Er rechnet es zu den archäologischen Denkmalen und Kulturschätzen von europäischem Rang. Es hat seinen Grund, weshalb Reute in den Kreis der Pfahlbaustationen (nördlich der Alpen) einbezogen wird, die sich um die Anerkennung als Weltkulturerbe bewerben. Für ihn stellen sich diese Fundorte als wertvolle wissenschaftliche Ressourcen dar, die es zu schützen gilt. „Ihr Erhalt für kommende Generationen ist auch eine Investition für die Zukunft unserer Kinder“. In der anschließenden Diskussionsrunde verdeutlichte der kompetente Archäologe wie die Sicherung des unter der Erde liegenden Moordorfs erfolgen müsste. Die Vernässung des Gebiets muss gewährleistet werden. Eine Austrocknung würde zu nicht wiedergutmachenden Schäden führen.

Sein Rat: Politisch Verantwortliche und betroffene Grundstücksbesitzer müssen guten Willen zeigen und die Bewirtschaftung (evtl. mit Entschädigungen) der betroffenen Zone durch sichernde Maßnahmen anstreben.

Bericht und Fotos: Rudi Martin, Haisterkirch


 

05.02.2019 Vortrag Dr. Mainberger im Pfarrgemeindehaus Reute
„Nachbarn im Osten - das Moordorf von Reute nach den Neuentdeckungen im Westallgäu“
Bericht Amtsblatt Bad Waldsee vom 7.2.2019

Bericht Amtsblatt Bad Waldsee vom 7.2.2019 - Das Moordorf von Reute kennt jetzt seine Nachbarn im Osten
 
07.02.2019 zusammengestellt aus verschiedenen Quellen Franz Zembrot, Reute
 

 
 

In Wasser, Torf und Mudde
Das Moordorf von Reute
von Dr. Martin Mainberger
veröffentlicht am 02.05.2001
NeolithikumSeeufersiedlung

Die Befunde liegen unmittelbar unter der Grasnarbe. (Foto: Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)
Die Befunde liegen unmittelbar unter der Grasnarbe.
(Foto: Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)

 
Unweit der Stadt Bad Waldsee, inmitten des oberschwäbischen Hügellandes, liegt die Ortschaft Reute und das Schorrenried. 1934 stießen hier Arbeiter auf Knochen und Tonscherben, die der Dorfschullehrer als steinzeitliche Funde identifizierte. Schon bald nach einer kleinen, von Oskar Paret geleiteten Nachgrabung geriet das Schorrenried wieder in Vergessenheit.

Erst ein halbes Jahrhundert später nahmen Archäologen des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg den Faden der Forschung in dem kleinen Ried wieder auf - und stießen auf erstaunliches: Teilweise unmittelbar unter der Oberfläche lagen Befunde, wie man sie seit den großen Ausgrabungen im Federseeried der 20er und 30er Jahre nicht mehr hatte dokumentieren können. Im Moor versunken, in Torf und Mudde erstaunlich lebendig geblieben waren Zeugnisse des gesamten Alltagslebens steinzeitlicher Mudde erstaunlich lebendig geblieben waren Zeugnisse des gesamten Alltagslebens steinzeitlicher Waldbauern - vom Stampflehmboden bis zum Getreidekorn, von der Steinaxt zum kompletten Geschirrsatz. Wie die Dendrodaten der Bauhölzer verraten, war das Dorf bald nach seiner Errichtung ab dem Jahr 3738 wieder verlassen worden: eine Momentaufnahme also, ein Schlaglicht auf Umwelt, Wirtschaft und Technologie des 4. vorchristlichen Jahrtausends.

Glücksfall im Moor: Ein fast komplett erhaltener Hausfußboden. (Foto: Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)
Glücksfall im Moor: Ein fast komplett erhaltener Hausfußboden.
(Foto: Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)

 
Wie Bohrungen und Aufschlüsse zeigen, handelte es sich bei den heutigen Riedflächen, in denen die Fundstelle liegt, ursprünglich um ein offenes, glaziales Gewässer; die Siedlung lag auf einer bereits vertorften Landzunge. Siedlungsreste lagen sowohl auf diesem Torfhorst als auch in den seewärts angrenzenden Seeablagerungen.

Die auch heute noch mit Grundwasser gesättigten, etwas tiefer liegenden ehemaligen Randbereiche der Siedlung enthielten noch Reste von insgesamt zehn Gebäuden. Wir wissen deshalb einiges über die Bauweise und Größe der Häuser: Das am weitestgehenden erhaltene Gebäude weist einen Grundriß von 4m auf 6m auf, war ebenerdig, direkt auf Torf gebaut und nach OSO orientiert. Das Haus war rechteckig und hatte wohl ein Satteldach. Deneben gab es am nördlichen Siedlungsrand wohl auch vom Untergrund abgehobene "Pfahlbauten" - offenkundig der Speicherhaltung und anderen Sonderfunktionen vorbehaltene Gebäude. Insgesamt konnten 31 Gebäudeeinheiten nachgewiesen werden.

Von Inneneinrichtungen der Häuser sind, von den schweren, mit Steinen gemauerten Feuerstellen einmal abgesehen, nur noch die Gerätschaften des Alltagslebens erhalten. Vielleicht der wichtigste Einrichtungsgegenstand war die Sattelmühle zum Mahlen des Getreides, ebenso lebensnotwendig das Feuerzeug aus Feuerstein. Zur Grundausstattung gehörte daneben ein Satz unterschiedlicher keramischer Gefäße, ein Holzgefäß, Klopf- und Schleifsteine, Messer, Bohrer und Kratzer aus Feuerstein sowie verschiedene Jagdgeräte wie Netze und Pfeilbögen. Einen Sonderfall stellen offenbar die abgehobenen Häuser dar: In einem davon fanden sich die Reste eines Frauenreliefs, vielleicht ein Hinweis auf kultische Funktionen des Gebäudes.

Überraschenderweise erhält man aber nicht nur Einblicke in funktionale, sondern auch in "kulturelle" Differenzierungen: Das insgesamt 7000 Funde umfassende Fundinventar der Siedlung weist sowohl Elemente der "Pfyner Kultur", die man vor allem vom Bodensee kennt, als auch der "Altheimer Gruppe" Bayerns auf; Reute gehört damit zur "Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens", einer archäologischen Kultur, die im 38. Jhdt. v.Chr. im gesamten zentralen Oberschwaben faßbar wird. In "Haus I" lassen sich nun ausschließlich "Altheimer" Elemente nachweisen, "Haus X" enthält hingegen nur solche Elemente, die wir mit der Pfyner Kultur verbinden.

Falls es sich bei der auf 1,6m Länge erhaltenen Holzgabel um eine "Astschleife" handelt, haben wir es mit einem der ältesten bekannten Transportgeräte zu tun. (Foto: M. Erne, Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)
Falls es sich bei der auf 1,6m Länge erhaltenen Holzgabel um eine "Astschleife" handelt, haben wir es mit einem der ältesten bekannten Transportgeräte zu tun.
(Foto: M. Erne, Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)

 
Berühmt geworden ist Reute wegen seiner zahlreichen Holzfunde. Ein sehr bemerkenswertes Gerät ist ein 1,60m großes Artefakt aus einem gegabelten Buchenstamm, über dessen Funktion wir noch immer rätseln. Möglicherweise handelt es sich um eine "Astschleife", die an einem Rindergespann angeschirrt wurde. Ebenfalls kontrovers diskutiert werden noch die zahlreichen Pferdeknochenfunde, bei denen sich starke Hinweise auf die Nutzung des Pferdes als Haustier finden - in unserem Raum angesichts des hohen Alters dieser Funde eine kleine Sensation. Der wissenschaftlich wichtigste Einzelfund ist aber sicher ein Dolch aus Arsenkupfer. Zusammen mit einem kleinen Drahtstück und einem Gußtiegel zum Aufschmelzen und Gießen des Rohkupfers handelt es sich um den ältesten Beleg für Kupfermetallurgie im ganzen zentralen Mitteleuropa.

Berühmt geworden ist Reute-Schorrenried durch den Fund eines Kupferdolches. (Foto: M. Erne, Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)
Berühmt geworden ist Reute-Schorrenried durch den Fund eines Kupferdolches.
(Foto: M. Erne, Landesdenkmalmt Baden-Württemberg)


Vor allem mit diesem Fund steht Reute in einem riesigen kulturellen Beziehungsnetz. Besonders eng scheinen die Beziehungen nach Osten, entlang der tradtionellen Verkehrsachse donauabwärts gewesen zu sein. In dieser Richtung, nämlich im österreichischen Mondseeraum, liegen nicht nur die Lagerstätten des Kupfers, sondern auch eines besonders wertvollen Importsilex. Auch die Herkunft der Reutener Pferde ist in dieser Richtung zu suchen. Gleichzeitig werden aber auch neue Routen erschlossen: Als Rohmaterialstätten und als potentielle Weiden verlieren die Berge offenkundig zunehmend ihren lebensfeindlichen Charakter. Wege über die Alpen eröffnen sich. Im Fundmaterial von Reute schlägt sich dies z.B. mit "Nierenförmigen Webgewichten", die ihre nächsten Vorkommen in der norditalienischen Lagozza-Kultur haben, nieder. Sileximporte aus der Gardasee-Gegend lassen sich ebenfalls nachweisen. Umgekehrt nehmen am südlichen Alpenrand die Hinweise auf kulturelle Kontakte nach Norden zu. Es kann also kaum einen Zweifel geben, daß bereits Ötzis Ahnen Alpenpässe überwanden.

Vieles deutet darauf hin, daß Reute mit seiner Lage am Nordrand des Schussentals, im Kreuzungspunkt der beiden Achsen Donau und Rhein, eine nicht unbedeutende Rolle im Verkehrssystem seiner Zeit spielte. Vielleicht steht die Fülle exotischer, ungewöhnlicher Funde mit dieser Funktion im Zusammenhang.

Literatur
M. Mainberger, Das Moordorf von Reute. Mit Beiträgen von A. Billamboz, A. Feldtkeller, A. Hafner, P. Kieselbach, I. Matuschik, A.F. Pawlik, H. Schlichtherle, E. Schmidt (Staufen 1998).

Leben auf dem Wasser?
Pfahlbauten und Seeufersiedlungen
Pfahlbauten rund um die Alpen
Die Seeufersiedlungen von Concise (Vaud, CH) am Neuenburgersee
In Wasser, Torf und Mudde
Eisenzeitliche Fischereianlage Oggelhausen
Erlebte Urzeit: Das Federseemuseum
Das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen 

 
Gründung des Dorfes Reute

Vermutlich in die Zeit etwa 400 n. Chr. fällt die Gründung des Dorfes Reute. Dies beweisen Waffenfunde aus einem auf dem Klosterberg gelegenen alemannischen Reihengräberfriedhof. Nach dem „Weißenburger Codex“ von 1280, hat sich um 350 eine aus sechs Familien bestehende Sippe entlang des Durlesbaches in unmittelbarer Nähe der Quellen im Brunnenmoos und dem heutigen Spirrisweiher niedergelassen. Der Sippenälteste, ein freier Bauer Luitbrath, der der Siedlung den Namen Luitbrathsruite verlieh, erstellte auf dem Platz des jetzigen Gasthauses zur „Sonne“ sein Holzhaus. Luitbrath ist der Gründer des Ortes Reute. Sein Anwesen mit dem größten Grundbesitz in unmittelbarer Nähe des Hofes wurde 1260 in einer Urkunde für das Kloster Paradies (am Rhein bei Diessenhofen) als „Meierhof“ erwähnt.

Reute um 1940
 
Das Dorf Reute entwickelte sich allerdings erst etwa um 800 nach Christus. Die erste Pfarr- und Taufkirche wurde 801 erbaut. Daraufhin verlegten die Familien ihre verstreuten Höfe näher zur Kirche und zogen um das neu entstandene Urdorf einen Schutzzaun. In der Folgezeit bildeten sich kleinere Tochtersiedlungen. So dürften die heutigen Weiler Magenhaus, Heurenbach und Möllenbronn entstanden sein.

1803 wurde der Flurzwang aufgehoben. Daraufhin brachen einige Bauern ihre Höfe innerhalb des Dorfes ab und siedelten aus. Es entstanden die Einzelhöfe Eib, Waldacker, Späten, Scheuerlen und Erlen.

1849 wurde die Bahnlinie Ulm-Friedrichshafen gebaut. Bei der Einmündung des Durlesbachs in die Schussen entstand der Bahnhof Durlesbach.

Häufig änderten sich die Besitzverhältnisse. Der Dorfgründer Luitbrath eignete sich später das Bann- und Fronrecht an. Aus dem freien Bauern wurde nach dem „Weißenburger Codex“ ein Meier, ein Vogt und schließlich ein „Ritter von Rüthi“. Von seinem Namen ist der Ortsname Reute abgeleitet. Doch um 1200 starb dieses Rittergeschlecht aus. Reute ging zunächst an den Ritter von Homburg (bei Stockach). Kurze Zeit später wurde der Ort aufgeteilt: Das Kloster Weingarten erwarb den Klosterberg in Reute und gründete ein Beguinenkoster. Das Kloster Weißenau kam in den Besitz des Pfarrhofs und der ritterliche Besitz ging an das Kloster Paradies. 1329 gelangten der Pfarrhof und zwei weitere Höfe ebenfalls in den Besitz des Klosters Paradies. Noch im selben Jahr gelangte der gesamte kirchliche Besitz samt Kloster in den Besitz des Augustiner Chorherrenstift St. Peter in Waldsee, von dort an Truchseß von Waldburg-Waldsee. In Folge wirtschaftlicher Schwierigkeiten gingen sie jedoch Zug um Zug wieder an die Chorherren zurück.
 
Reute um 1978
 
1580 wurde Reute zu einem selbstständigen vorderösterreichischen Verwaltungsbezirk erhoben. Nach der Aufhebung des Chorherrenstifts im Jahr 1788 ging der gesamte Besitz Reute an den Fürst Waldburg-Wolfegg-Waldsee. 1806 wurde mit der Loslösung Oberschwabens von Österreich Reute württembergisch. 1849 wurde Reute schließlich unmittelbar dem Staat unterstellt und kam mit der Auflösung des Oberamts Waldsee 1938 zum Kreis Ravensburg.

Die politische Gemeinde Reute bestand von 1849 bis 1971. Am 01.12.1971 gab die Gemeinde ihre Selbstständigkeit auf und wurde zu Bad Waldsee eingemeindet.
 
2014 schloss sich Reute mit dem Nachbarort Gaisbeuren zur Ortschaft Reute-Gaisbeuren zusammen.

 
 
Reute im Blickfeld von der Eis- zur Jetztzeit
zusammengestellt von Werner Stehle
Entstehung der Landschaft

Vom Meeresbecken in dem Haifische schwammen
Unser Voralpenland war vor 140 – 70 Millionen Jahren ein Meeresbecken, ein Randmeer, in dem Haifische schwammen (Haifischzähne in einer Sandgrube bei Hohentengen), und in das der Abtragungsschutt der werdenden Alpen abgelagert wurde. Unter Reute ist er bis 2.000 m mächtig. Dies haben Bohrungen auf dem Gebiet von Gaisbeuren... weiter lesen (pdf)


Das Moordorf von Reute
Hausten vor 15.000 Jahren die Rentierjäger an der Schussenquelle in einer Landschaft, die der nordsibirischen Tundra glich, so führen auf der Gemarkung Reute die Spuren einer ersten Besiedlung bis etwa 3738 v. Chr. zurück. 1934 stieß man im Schorrenried, 300 m nördlich des Dorfes, unmittelbar rechts der Straße nach Untermöllenbronn... weiter lesen (pdf)


Der Dorfgründer Luitbrath und der „Ritter von Rüthi“ mit einer Burg am Tobelrand
Der Dorfgründer Luitbrath besaß von Anfang an nicht nur die größten und besten Acker- und Wiesengrundstücke in nächster Nähe des Dorfes, sondern er führte auch als Dorfältester den Vorsitz im... weiter lesen (pdf)


Artikel
Reute im Jahr 1938